Hatte letzte Woche endlich meinen Erfahrungsbericht für die AFS Seite fertig bekommen und dachte mir ich poste es auch auf meinem Blog:
Es ist verrückt wenn ich an den 13.
August zurück denke. Der Tag der mir manchmal wie gestern vorkommt. Der Tag
voller Aufregung, Erwartungen, Freude, Ängsten und vielen anderen Emotionen .
Der Tag an dem ich all meinen Mut gefasst habe. Der Tag an dem ich all die
Menschen die ich liebe für ein Jahr hinter mir gelassen habe. Der Tag an dem
ich nach Amerika geflogen bin. Der Tag an dem mein Auslandsjahr begann und
damit eins meiner größten Abenteuer.
Nach einer langen Bewerbungsphase,
vielen Auswahlrunden und mehreren Vorbereitungsseminaren in Deutschland saß ich
nun also endlich im Flieger nach Boise, Idaho. Dort angekommen war ich
überwältigt von der Größe, den endlos gerade verlaufende Highways und Straßen, den
typischen amerikanischen Trucks, dem Englisch um mich herum und natürlich war
ich überwältigt von Müdigkeit.
Das tolle an dem ganzen war dass ich
schon auf dem Weg in die USA so gut wie alle anderen Austauschschüler, aus
aller Welt, kennengelernt habe und somit mit all meinen neuen Eindrücken nicht
allein war. All die anderen Austauschschüler hier sind ein sehr großer Bestandteil
meines Auslandsjahrs. Sie erleben nicht nur dasselbe Abenteuer wie ich sondern
sind auch eine meiner besten Freunde hier. Sie sind die Menschen die dich am
besten verstehen können und dir die besten Ratschläge geben können wenn das
leben hier mal Hindernisse hat. Und ich kann wortwörtlich sagen, dass ich nun
auf der halben Welt einen Schlafplatz habe.
In den ersten Monaten hieß es dann
erst mal Eingewöhnungszeit. Die ersten paar Wochen waren pures Abenteuer und
dann ist langsam aber sicher der amerikanische Alltag eingetrudelt. Wenn man
Deutschland und Amerika vergleicht ist es auf einer Art und Weise unglaublich
gleich und nicht wirklich ein Kultur Schock, wenn man jedoch ein bisschen mehr
hinter die Kulissen schaut entdeckt man mehr und mehr Unterschiede zwischen den
Kulturen.
Einer der größten Unterschiede hier
finde ich ist die Schule. Nicht nur der Bildungsweg ist total anders sondern
auch das Schulsystem verglichen zum deutschen ist total anders. Das Vorurteil
das Amerikaner nicht wirkliche Bildung bekommen ist leider wahr. Die meisten
Dinge die ich hier lerne habe ich in Deutschland schon vor 2-3 Jahren gelernt
und das obwohl ich auf eine spezielle High-School für schlaue Kids gehe. Und
was das Schulsystem angeht: Anstatt dass die Lehrer den Klassenraum wechseln
tuen es die Schüler nach jeder Klasse. Hier hat man jeden Tag 6 verschieden
Fächer und jeden Tag gleich lang Schule. Zwischen den einzelnen Klassen hat man
3 Minuten um den Klassenraum zu wechseln und Lunch ist nur 25 Minuten lang. Die
Schließfächer haben hier alle einen Code anstatt einen Schlüssel und außerdem
muss dein Rucksack/Tasche immer Schließfach sein. Das heißt du musst den ganzen
Tag mit deinem Zeug in der Hand rumlaufen. Außerdem kann man hier seine Fächer
wählen und hat nicht jede Woche wie in Deutschland 10-13 verschiedene Fächer.
Ein anderer großer Unterschied zu
Deutschland sind die Transportmittel in Amerika. Seit dem ich hier bin verstehe
ich endlich wieso Jugendliche hier ihren Führerschein schon mit 15 machen
können. …Denn ohne ist es einfach unmöglich irgendwo hinzukommen. Es gibt zwar
Busse, die jedoch fahren nur Downtown und meistens sind die Leute die mit dem
Bus fahren komische Gestalten. Nach der Schule gibt es die bekannten gelben
Schulbusse, die jedoch fahren dich nur zur Schule und zurück. Und wenn du den
Schulbus mal verpassen solltest kommt kein anderer. Und die fahren jeden Tag
dieselbe Route und fahren dich direkt vor deine Haustür. Zur Fuß kannst du hier
so gut wie vergessen, denn die Distanz ist einfach zu groß. Und mit dem Fahrrad
ist es meist zu gefährlich, da die Highways nicht wirklich zum Fahrrad fahren
gemacht sind und zu nah zu den fahrenden Autos sind. Somit ist das einzige wirkliche
Transportmittel hier das Auto und Eltern hier müssen sehr oft das Taxi für ihre
Kinder spielen.
Ein weiterer Unterschied hier
verglichen zu Deutschland ist die Größe. Alles hier ist größer à Shampoo Packung,
Essensportionen und Schulbücher, einfach alles. Auch die Distanz hier ist
größer. Alles ist so weit weg. Wenn man in Deutschland für 8 h Auto fährt ist
man in einem anderen Land, wenn man hier 8 h Auto fährt ist man in einem
anderen Staat. Und während der Autofahrt sieht man nicht nur Häuser und Städte,
sondern oft ist da rein gar nichts. Endlose Strecken mit manchmal ein paar
Häusern irgendwo im nirgendwo.
Seitdem ich hier bin habe ich nicht
nur einiges über Amerika an sich und speziell über meinen Staat gelernt,
sondern auch einiges über Deutschland. Wenn du ein Auslandsjahr machst fängst
du an vieles zu vergleichen und du bekommst viele Fragen über dein eigenes
Land. Es wird dir bewusst, dass bevor du kamst du einiges über die Stadt und
das Land wo du dein Leben lang gelebt hast wusstest, aber dass du manchmal
nicht mal über Kleinigkeiten nachgedacht hast. Außerdem habe ich meine kleine
Stadt Schwäbisch Hall unglaublich arg schätzen gelernt. Mein Auslandsjahr hat
mich gelehrt was wirklich wichtig im Leben ist und das man die kleine Dinge
schätzen sollte. Mein Auslandsjahr hat mir geholfen mein Leben in Deutschland
tausend Mal mehr zu schätzen. Es hat mir gezeigt dass die Welt unglaublich groß
ist und es jede Menge kleine Schätze da draußen zu entdecken gibt.
Natürlich gibt es noch jede Menge
andere Unterschiede zwischen Deutschland und Amerika, aber nur wenn man genau
hinschaut, denn wenn man nicht hinter die Kulissen schaut, scheinen Amerika und
Deutschland nicht mal so unterschiedlich zu sein. Die kleinen Dinge machen es
aus… wie z.B. Popcorn. Popcorn hier ist salzig und nicht süß. Oder Eiswürfel,
egal in welchem Restaurant man sich befindet, nichts geht ohne Eiswürfel. Aber
ich will nicht zu viel verraten, jeder da draußen wo vielleicht in der Zukunft
auch all seinen Mut zusammen nimmt und ein Jahr in Amerika verbringt soll
schließlich auch noch etwas zu entdecken haben. Außerdem ist alles was ich
geschrieben habe meine eigene Erfahrung, was nicht heißt andere die ein Jahr in
Amerika verbracht haben oder werden, dasselbe erlebt haben oder werden. Jede
Gastfamilie, jede Schule, jeder Alltag, jedes Leben ist anders. Außerdem ist
Amerika unglaublich vielfältig, jeder Staat ist unterschiedlich.
Besondere Highlights meines
Auslandjahres bis jetzt waren definitiv Homecoming, Zeit mit meiner Gastfamilie
zu verbringen, all die tollen Menschen zu treffen die denselben Traum wie ich
hatten à ein Jahr im Ausland zu verbringen, den Team Spirit hier
kennen und lieben gelernt zu haben, all meine AFS Wochenenden und das aller
größte Highlight für mich war eine Woche mit 103 anderen Austauschschülern in
Hawaii zu verbringen.
Heute noch frage ich mich manchmal
was mich wirklich dazu bewegt hat dieses Abenteuer zu machen. Ich bin 16 Jahre
alt und bin gerade mal 10 Jahre zur Schule gegangen und auf einmal befinde ich
mich in einem Land, was so viel größer als Deutschland ist und ungefähr am
anderen Ender der Welt ist.
Ein Austauschjahr bedeutet sich an Dinge und Menschen anzupassen, für
Neues offen zu sein und sich ins Ungewisse stürzen.
Es war es einer der besten
Entscheidungen die ich in meinem bisherigen Leben getroffen habe. Auch wenn das
Leben hier mir oft Hindernisse stellt und ich mein Leben manchmal in
Deutschland wirklich vermisse. Ich habe nun eine zweites zuhause. Meine Familie
hier hat mir gezeigt das daheim nicht ein Ort ist sondern ein Gefühl.